EITELKEIT, BEGIERDE, HASS, ANGST, LIEBE – diese Emotionen stellte 1961 die Tänzerin Dore Hoyer ins Zentrum ihres Solo-Reigens Afectos Humanos. Eine wichtige Inspirationsquelle war die Affektenlehre des Philosophen Baruch de Spinoza. Gut ein halbes Jahrhundert später spürt die Compagnie Fredeweß den Ideen der Modern Dance-Pionierin nach. Mit Spurensuche: Afectos Humanos gestalten sie einen Tanzabend für fünf Tänzer*innen unterschiedlichen Alters.

„Es geht in dem Stück nicht darum, philosophische Inhalte direkt ‚zu vertanzen‘, sondern um ein körperliches Erforschen und Nachspüren der Gedanken“, beschreibt Hannah Feiler, die Dramaturgin des Projekts. „Das hilft uns dabei, Bewegungsmaterial zu entwickeln und in jedem Affekt eine ganz spezifische Bewegungsqualität zu entdecken. Dore Hoyer war ähnlichen Ideen auf der Spur“, ergänzt Hans Fredeweß.

Der künstlerische Leiter der Compagnie Fredeweß tanzt selbst in dem Stück und ist gemeinsam mit Natascha Hahn für die Choreografie verantwortlich. Das Projekt strebt keine Rekonstruktion von Hoyers Stück an, wie schon die Entscheidung gegen solistische Arbeiten zeigt. Stattdessen setzt sie gezielt auf die Unterschiedlichkeit der fünf Tänzer*innen.

Zu den atmosphärischen Klängen, die der Musiker Jules Clockwerk für jede Szene entwickelt hat, spüren sie dem körperlichen Streben der Affekte nach. Dabei zitieren sie prägnante Motive aus Hoyers Choreografie und verbinden sie mit ihrer eigenen Bewegungssprache. Zu fünft, zu dritt oder auch allein entdecken sie Fragmente von Möglichkeiten und verleihen jedem Affekt einen unverwechselbaren Ausdruck.